Überlegungen zum Pompfenbau

Vieles gibt es zu beachten beim Juggern. Taktisch und sportlich gibt es immer wieder viel zu lesen und eine hervorragende Grundlage und Überblick gewährt einem Ruben Wickenhäusers Buch "Jugger - Das Praxisbuch: Grundlagen - Training - Teambuilding".

Von großer Bedeutung für den Sport jedoch sind auch die Pompfen, ohne die Juggern nun doch eigentlich nur ein anderes Rugby wäre.
Ich will hier von meinen Erfahrungen berichten und vll auch Anleitungen und Tipps geben. Gebaut habe ich mittlerweile beinahe alle Arten von Pompfen mit Ausnahme von Kurzpompfe und Schild.

Wichtig zu bedenken beim, oder genauer schon vor dem Bau sind immer die Materialien. Diese kann man in verschiedene Gruppen fassen, so muss man sich Gedanken um Kernelement (in der Regel Kernstab/Kernrohr), der Polsterung der Schlagflächen, die Stechspitzen und den Griff der Pompfe machen.

Stabpompfen

Kernelement

Das Kernelement ist wie der Name schon sagt der Kern des Sportgeräts/der Pompfe und sollte mit bedacht und viel Sorgfalt gewählt werden. Er muss die notwendige Sicherheit bieten indem er den großen auftretenden Belastungen bestens stand hält und selbst wenn er einmal bricht das nicht auf eine Weise tut die jemanden in Gefahr bringt.

GFK

Deshalb haben sich GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) - Elemente bewährt. Zu den populärsten gehören sicher die GFK-Vollstäbe. Diese sind massive Stäbe aus Glasfaser und Kunststoff und sehr sehr belastbar. GFK-Stäbe kann man in rund und eckig kaufen, rund hat sich jedoch fürs Juggern eher etabliert als Kantstäbe, da die runde Form sich besser mit den üblicherweise verwendeten Polstermaterialien verarbeiten lassen, da diese auch eine runde Form haben und daher eine bessere Auflagefläche als GFK-Stäbe mit einem kantigen Profil.

Eine andere Variante die in den letzten Jahren an Popularität gewann nutzt anstatt die Massivheit des GFK-Vollstabes für das Kernelement ein GFK-Rohr. Hierbei wird logischer weise an Gewicht gespart, jedoch häufig ein größerer Durchmesser genommen als bei einem GFK-Stab damit die Strukturen im Rohr die beim Spiel entstehenden Kräfte aushalten können.
Der Kern wird hierbei auch nicht mit anderem Material befüllt sondern bleibt leer. Bei richtiger Auswahl an Wandstärke (2-3mm haben sich als gut geeignet erwiesen meiner Erfahrung nach) und Durchmesser hat man ein Kernelement das sich an Stabilität absolut messen kann mit deinem GFK-Stab aber gleichzeitig leichter ist und damit (meiner Meinung nach) einfach besser zu kontrollieren ist.

Bambus

Eine andere Option die man eine Zeit lang sehr häufig finden konnte und wohl auch noch heute findet, da sie günstiger ist als GFK ist ein Bambusstab als Kernelement. Bambus ist durch seinen Wuchs ebenfalls ziemlich leicht, jedoch muss in besonderer Weise darauf geachtet werden, dass bei einem Bruch keine Splitter durch die Gegend fliegen können (Stichwort: Splitterschutz). Auch ist besteht Bambus aus geschlossenen Kammern, bei den teilweise starken Temperaturschwankungen grade bei Training im Winter, zwischen drinnen und draußen kann man als Vorsichtsmaßnahme winzige Löcher in die einzelnen Kammern bohren, damit die Luft nicht in den geschlossenen Kammern arbeiten muss, sondern entweichen kann. Auf die Stabilität hatte das meiner Erfahrung nach keinen negativen Einfluss.

Pompfen zu checken

Polsterung

Eingebürgert als DIE Polsterungsmaterialien haben sich Rohrisolation und Isomatten. Ich kenne eigentlich keine Pompfe die nicht mit diesen beiden Materialien gepolstert ist (abgesehen von der Stechspitze). Rohriso ist günstig, einfach im Baumarkt erhältlich, lässt sich leicht bearbeiten und ist temperaturbeständig. Das macht sie zu einem hervorragenden Baumaterial. Dabei ist sie nicht so weich, dass man einfach auf das Kernelement kommt aber nicht so hart, dass die Schläge die man damit abbekommt weh tun. Isomatte hat ähnliche Eigenschaften, auch wenn sie nicht ganz so günstig ist und auch nicht im Baumarkt erhältlich ist. Sie wird vor allem für Manschetten verwendet, das heißt als Stützkonstrukt an Stellen wo unterschiedliche Materialien aufeinander treffen (vornehmlich Stechspitze und Schlagfläche) oder als optisches Accessoire und in der Hoffnung das sich z.B. eine Kette besser um die Pompfe wickelt (unbewiesene Theorien)

Die Regeln verlangen von der Polsterung, dass sie verhindern soll, dass bei moderatem Druck der Kernstab durch sie zu spüren ist. Dafür sollte man eine gewisse Dicke der Iso verwenden. Auch verlangen die Regeln am Ende der Schlagflächen einen Durchmesser von 7cm Minimum. Wenn man nun diese 7cm einfach als sinnvolles und sicheres Minimum betrachtet, sehe ich keinen Grund die Schlagflächen weniger zu Polstern und verfahre entsprechend. Auch die Blockfläche beim Stab polstere ich in dieser Dicke, was einerseits mit meiner Spielweise zu tun hat (Stab nach oben gehalten) aber auch damit, dass ich nicht das zusätzliche Risiko für meine Mitspieler tragen möchte, wenn man mal in einander rasselt und ich diese eventuell mit meiner Blockfläche am Körper treffe. Das zusätzliche Gewicht dadurch ist dermaßen vernachlässigbar, dass ich mir schon albern vor komme es zu erwähnen, aber es gibt Jugger, die das als Argument anführen.
Die Griff- und Blockfläche beim Q-Tip zum einen verlangt das Regelwerk keine Polsterung an dieser Stelle zum anderen hätte ich dann einen Griff der nachgibt und mir nicht das Gefühl gibt, dass ich das Sportgerät unter Kontrolle habe.

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Stechspitze

Ja die Stechspitze, die ist so ein Thema für sich. Sie ist einer der gefährlichsten Punkte unserer Sportgeräte und wird mitunter auch am kritischsten geprüft beim Pompfencheck vor dem Turnier. Aber wie baut man nun eine gute Stechspitze, bzw worauf muss man achten? Ich persönlich habe nicht so viel Erfahrung mit Stechspitzen, da Stäbe keine brauchen (obgleich ich dennoch freiwillig ein Minimum in die Richtung bei meinen einbaue). Aber die die ich gebaut habe sind bisher durch alle checks gekommen, also können die so verkehrt nicht sein.
Bei meinem ersten Versuch benutzte ich noch einen kompletten Softball und "Schnitzte" mir aus der Gesamtmasse des Balls eine Stechspitze - war weder sonderlich gut noch sonderlich haltbar. Der nächste Versuch war sodann ein Softschwamm (ebenfalls aus dem Baumarkt). An den kurzen Seiten zusammengedreht und mit Gaffatape fixiert. Man hatte keinerlei Chance auf den Kernstab zu kommen. Aber das Resultat war, was in meiner Mannschaft als "männlich" euphemiert wurde, ziemlich hart. Okay, zurück ans Reißbrett. Runter mit der Spitze, weniger Schwamm nehmen, damit dieser nicht so feste zusammen geschnürt werden muss und nicht so hart wird. Ein wenig hin und her probiert und am Ende benutzte ich statt einem ganzen Softschwamm nur einen halben pro Stechspitze und das erwies sich als ziemlich gut.

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Und der Rest

Nun kommen noch Werkzeuge und Materialien die keinen so gewaltigen Einfluss haben, als das ich sie einzeln behandeln würde.
Zunächst nenne ich das allgegenwärtige Gaffatape (aka Gewebeband aka Panzertape). Dies gibt es in unterschiedlichen Farben und auch hier sind die Vorzüge eine gute Verfügbarkeit nicht all zu hoher Preis und hohe Widerstandsfähigkeit bei leichter Verarbeitungsmöglichkeit. Das Gaffa hält den Schaumstoff der Rohriso zusammen und schützt die poröse Oberfläche davor sich bei den harten Beanspruchungen der sie ausgesetzt ist einfach auf-/abzulösen. Das Gaffa sollte/muss die ganze Schlagfläche bedecken.
Mit doppelseitigem Klebeband wird die Rohriso auf dem Kernelement in Position gehalten, verstärkt mit Gaffa das von der Schlagfläche bis auf den Griff geht.
Ich benutze dazu noch Pattex um die offene Stelle in der Rohriso wieder zu verkleben, aber das ist eigentlich unnötig und nur so eine Sache die ich mache und meine Pompfen beinahe unzerstörbar macht. Hierbei - wenn man sich entschließt das zu nutzen, damit auch dort niemand auf den Kernstab kommen kann egal wie - nicht kleckern sondern ordentlich Pattex verwenden. Rohriso ist sehr porös und nimmt auch Kleber auf, der dann entsprechend nicht kleben kann

Frisch gebaute Pompfe

... and one mor thing

Als kleine Erwähnung am Rande: Häufig tragen Pompfen Namen. Es hat sich schließlich jemand Mühe gemacht die Pompfe zu bauen nach dem eigenen Geschmack und Vorlieben und man spielt mit ihr, gewöhnt sich an die besonderen Eigenschaften seiner eigenen Pompfe, da ist es doch nur Fair, dass die Pompfe auch einen Namen hat.